„UND JEDEM ANFANG WOHNT EIN ZAUBER INNE …“

Wie sicherlich einige von Euch nehme ich in diesen Tagen Abschied vom vergangenen Jahrzehnt und ziehe ein Resümee der letzten 12 Monate. Dabei hoffe ich nicht nur auf ein gutes kommendes Jahr, sondern auf ein „goldenes“ 20er Jahrzehnt (Selbstverständlich ohne die Folgen der 1930er Jahre). Ich glaube, wir betreten ein, für uns alle entscheidendes Jahrzehnt, deswegen möchte ich Euch durch diesen Artikel mit dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse führen.

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Ich widme mich seit diesem Jahr einer Herzensangelegenheit, unserem Verein vegan4future e.V. und möchte Euch über unsere positive Entwicklung berichten, sowie mich bei allen Mitgliedern und Sympathisanten für Ihr Vertrauen bedanken. Was hat uns das letzte Jahr gebracht, was wird auf uns zukommen?

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.

Am letzten Wochenende im März 2019 haben wir, als bundesweit vernetzte Klimaaktivisten in Hamburg die gemeinsame Idee entwickelt, einen eigenständigen Verein zu gründen.

Einen Verein, der unsere unterschiedlichen Geschichten unter dem Titel „vegan“ verbindet, dabei die pflanzliche Alternative in der Klimadebatte stärkt um die Wichtigkeit dieses Themas dringend und damit deutlich zu machen. Das Thema „vegan“ wird oft nur einseitig betrachtet, umschließt eine „pflanzliche Weltanschauung“ doch so viele Aspekte unseres Lebens. Wir werden an diesen Themen arbeiten, um inhaltlich korrekte Antworten auf die dringenden Zukunftsfragen zu geben.

Zu dieser Zeit war das Thema „vegan“ bei den Demos von „Fridays for Future“ noch nicht präsent. Das hat sich zu meiner großen Freude bei den letzten Demos inzwischen positiv verändert.

Im Juli 2019 haben wir den Verein vegan4future gegründet. Der Aufbau eines Vereins ist mit dem Aufbau eines kleinen Wirtschaftsunternehmens fast vergleichbar. Der Aufwand ist hoch und wir müssen an viele verschiedene Dinge denken. Wir haben bis heute eine gute Grundlage für ein gesundes Wachstum unseres Vereins gelegt. Dabei sind wir nicht ins Schwanken gekommen und der Mut hat uns nicht verlassen. Das haben wir dem Einsatz vieler Menschen zu verdanken, die unsere gemeinsame Vision einer pflanzenbasierten Zukunft mit Leben gefüllt haben. Wir alle arbeiten ehrenamtlich mit Freude und Sachverstand gemeinsam an der Zukunftsfähigkeit unserer Gemeinschaft und haben dabei die uns gestellten Aufgaben und das freundschaftliche Miteinander niemals vergessen.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

In der Vergangenheit haben manche von uns in anderen Orgas negative Erfahrungen machen müssen. Aber dies haben wir gemeinsam überwunden und hinter uns gelassen. Wir haben unser Ziel nicht aus den Augen verloren und dabei ist jedem von uns klar, dass wir auch weiterhin an uns arbeiten müssen, damit nicht unser Ego, sondern das Gemeinwohl im Vordergrund steht.

Die ersten Arbeitsgruppen haben sich gefunden und ihre Arbeit aufgenommen. In den Ausschüssen arbeiten wir nicht nur an den inhaltlichen Themenbereichen unseres Vereins, sondern wir werden in Zukunft auch mit anderen NGOs über verschiedene Themen sprechen, zusammenarbeiten oder runde Tische und gemeinsame Projekte anstreben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.

Auch andere Orgas werden langsam aufmerksam auf uns und es gibt immer mehr fruchtbare Kontakte. So hat sich zum Beispiel die „Initiative für Natur“ entschlossen, sich unserem Verein anzuschließen und unter ihren Sympathisanten dazu aufgerufen, Mitglied bei uns zu werden. Unsere Ideale und Inhalte stimmen überein, so dass die Initiative keinen eigenen Verein gründen wird, sondern Ihre Projekte und Ideen in unseren Verein integriert haben.

Darunter folgende Projekte:

  • eine Infohütte zum Thema Natur- und Klimawandel in Bad Belzig
  • ein kleiner Naturpark (angegliedert an die Infohütte),
  • und das Kunstprojekt „Tree of life“ mit der Künstlerin Julie Bohm

Diese Projekte gehören zu unserem Verein und werden unter vegan4future e.V. geführt und bekannt gemacht.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Meiner Ansicht nach müssen wir noch viel intensiver über die Klimakrise und deren Folgen aufklären. Dabei müssen wir – trotz aller negativer Infos, was uns in den nächsten Jahrzehnten erwarten wird – ein positives Bild der Veränderung aufzeigen. Dystopien zeichnen können viele, aber einen Weg aufzeigen, den wir gemeinsam gehen können, dass sehen wir als unsere dringende und konkrete Aufgabe an.

Sicherlich teile ich den Eindruck mit vielen von Euch: Die aktuelle Bundesregierung handelt leider nur sehr zögerlich und auch nur unter massiven Druck aus der Bevölkerung. Im Deutschlandfunk habe ich einen sehr eindrucksvollen Bericht über die scheidende Präsidentin des Umweltbundesamtes Frau Krautzberger gehört. Sie sagte in einem Interview zu der Süddeutschen Zeitung: Manches in der Klimapolitik sei „viel zu zaghaft“, anderes habe „eher Symbolwert“. Sie beklagte weiterhin, dass die Politik den Fachleuten in der eigenen Behörde zu wenig zuhöre und sie den Eindruck hätte, die Wahrheit sei der Politik eher lästig. Sie wünscht zum Abschied aus Ihrem Amt der Behörde mehr Unabhängigkeit von Ministerien und damit mehr Verpflichtung der Sache gegenüber.

Wir müssen also noch viel lästiger werden, damit den Forderungen der Wissenschaft endlich auch die erforderlichen Maßnahmen folgen. Das ist unsere Aufgabe – lästig sein. Nervt Eure Abgeordneten in Euren Wahlkreisen. Fragt Sie, was sie ganz speziell für den Klimaschutz tun und wann sie endlich anfangen, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen? Klimaschutz und die vegane Ernährung sind schon lange kein „Hype“ oder gar eine „Modeerscheinung“ mehr. Wir Veganer sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen und haben jetzt die Chance, endlich die nötigen Veränderungen anzustoßen.

Aber noch wichtiger als das Nerven des eigenen Abgeordneten ist die Unterstützung von Fridays for Future und die Teilnahme an den Demos. Wenn im Jahr 2020 auch wieder zu Generalstreiks gerufen wird, müssen wir alles daran setzen, so viele Erwachsene – ob angestellt, selbständig oder im Ruhestand, ob Unternehmen oder Institution, wir müssen alle dazu bewegen, mit den jungen Menschen von Fridays for Future ein klares Zeichen für die Gesellschaft und Politik zu setzen.

Uns ist unsere Zukunft nicht egal!
Und wir lassen das nicht weiter mit uns machen!

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Veränderung muss beileibe nicht negativ besetzt sein und bedeuten ganz sicher nicht den Tod unserer Kultur und Tradition. Wir müssen unsere Klimaziele erreichen. Das bedeutet, dass wir alle unsere bisherigen Gewohnheiten, Traditionen usw. auf das Gemeinwohl und auf Klimagerechtigkeit überprüfen müssen. Das macht Spaß, das ist aufregend, wir können „heiter Raum um Raum durchschreiten“: Neues zu entdecken, einen anderen Blickwinkel zu erhalten bedeutet dann nicht mehr Verzicht, sondern Gewinn – so wie wir es auch mit der veganen Ernährung erlebt haben. Wenn wir so weit sind, die Augen endlich aufzumachen und die Welt so zu sehen, wie sie sich wirklich entwickelt, dann kann uns das verändern. Ich glaube ganz fest an eine positive Zukunft. Aber um das zu schaffen, müssen wir bereit sein zu Aufbruch und Reise und uns lähmender Gewohnheit entraffen, wie es bei Hermann Hesse heißt.

Wir treten in die 20er Jahre des 21. Jahrhundert ein und wir müssen nun gemeinsam in allen Bereichen – ob privat oder im Beruf – aber ganz sicher in der Öffentlichkeit die nötigen Veränderungen durchsetzen und natürlich unsere Vision einer lebenswerten Zukunft erklärbar machen. Nur wenn wir das Herz der Menschen erreichen, werden wir auch deren Verstand erreichen.

Ich freue mich auf die kommende spannende Zeit und auf den 20.03. – 22.03.2020 in Horn-Bad Meinberg. Dort wird unser 1. Konvent4future unter dem Motto

„Mach mit! Wir holen unsere Zukunft zurück!“

stattfinden und ich hoffe, es können viele Interessierte und Mitglieder daran teilnehmen.

Vielen Dank für Euer Vertrauen und Euer Mitdenken und Mitfiebern. Lasst uns so weitermachen! Ich wünsche Euch einen guten Start in das neue Jahrzehnt! „Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden. Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde.“

Göttingen, 31.12.2019
© Holger Pangritz


Und jetzt noch das wunderbare Gedicht von Hermann Hesse (02.07.1877 – 09.08.1962), welches er am 4.5.1941 nach langer Krankheit geschrieben hatte und ursprünglich den Titel „Transzendieren!“

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!