Fisch ist aus!

So oder so ähnlich könnte es bald auf vielen Speisekarten in Deutschland zu lesen sein. Grund ist der immer weiter schrumpfende Fischbestand in Nord- und Ostsee.

Doch da mögen viele Fisch-Liebhaber:innen staunen, bietet sich in den Supermärkten und derzeit auch noch in den Restaurants ein ganz anderes Bild. Fisch scheint unendlich verfügbar zu sein.

Der Grund liegt darin, dass der Fisch, der heute angeboten wird, immer öfter aus der Ferne importiert wird. Mittlerweile liegt der Anteil an importiertem Fisch bei 70%. Diese Fische werden massenhaft aus den Ozeanen gefangen. Zum Einsatz kommen dabei riesige Grundschleppnetze, die den Meeresgrund nachhaltig zerstören und große Mengen Beifang verursachen. Die Fische, die nicht gefangen werden sollen oder dürfen, werden einfach wieder ins Meer zurückgeworfen. Jedoch sterben sie (oft sehr langsam), weil die Fangprozedur für die Tiere einen grausamen Todeskampf bedeuten. Dabei werden auch andere Tierarten in Mitleidenschaft gezogen, wie Kleinwale, Delfine, Schildkröten und Seevögel (Quelle).

Der Einfluss der Fischerei auf die Politik

Die Fischindustrie hat nicht etwa das Interesse, uns mit Fisch zu versorgen, weil sie es gut mit uns meinen, sondern um in erster Linie ihren Profit zu maximieren. Es ist ihr völlig egal, was sie mit den Fischen und Meeren anrichten. Das ist u. a. eindeutig daran zu erkennen, dass sie gegen jede noch so kleine Fangmengenbegrenzung sind. Die Fangquoten, die viele Regierungen versuchen durchzusetzen, sollen der Erholung der Fischbestände helfen. Denn eines ist sicher: Sind die Fischarten erst einmal ausgestorben oder deren Lebensräume endgültig vernichtet, wird es tatsächlich so kommen, wie es der Titel beschreibt: Fisch ist aus.

Dass wir in eine große Fischkrise schlittern, belegen die Zahlen eindeutig. Die jährlichen Fangmengen sind seit Anfang der 1990er Jahre so hoch wie nie zuvor. Im Jahr 2022 wurden nach vorläufigen Zahlen weltweit ca. 91 Mio. Tonnen Fisch gefangen (Quelle). Allein Deutschland hat im gleichen Jahr knapp 101.318 Tonnen Fisch und Fischereierzeugnisse importiert (Quelle). Dabei sind mittlerweile 90% der genutzten Fischbestände ausgereizt. Das heißt, dass sich diese Bestände nie wieder erholen werden, wenn sich nichts ändert.

End of fish day 2024

Seit 2019 machen die drei Organisationen „Brot für die Welt“, „Slow Food Deutschland“ und „Fair Oceans“ mit dem „End of fish day“ auf die massive Überfischung unserer Ozeane aufmerksam und bezieht sich dabei auf die Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Im Jahr 2019 wurde der Tag, an dem Deutschland rechnerisch seine Fischreserven aufgebraucht hat und den weiteren Bedarf rein durch Importe deckt, am 5. April erreicht. In diesem Jahr haben wir mit dem 29. Februar den Zustand bereits fünf Wochen früher erreicht (Quelle).

Was kann man tun?

Natürlich kann man gegen die Fischindustrie protestieren, die Politik für die Situation verantwortlich machen und Petitionen unterzeichnen. Denn gerade die Regierungen setzen sich wenig bis gar nicht für eine Verbesserung der Situation ein. Die Interessen der einschlägigen Wirtschaftsverbände verhindern erfolgreich jede positive Absicht, weil der riesige Profitapparat bedroht ist. Die Lobbyisten leisten – aus ihrer Sicht – erfolgreiche Arbeit.

Dennoch kann jeder Einzelne von uns etwas tun. Wie in so vielen anderen Fällen auch, existiert hier ein riesiger Markt, dessen Nachfrage gedeckt werden will. Der Markt sind wir alle, denn wir konsumieren diese „Produkte“. Würden wir auf Fisch verzichten oder den Konsum zumindest stark reduzieren, würde die Nachfrage – und somit der Profit und der Einfluss der Fischindustrie – sinken.

Alternative: Fisch aus Aquakultur

Gern greifen wir auf Fisch aus Zuchtanlagen zurück, weil uns erzählt wird, dass dieser Fisch ressourcenschonender sei. Doch auch hier ist es mittlerweile klar, dass es sich um eine reine Verbrauchertäuschung handelt. Denn diese Fische leben in der Regel in enger Gefangenschaft. Aufgrund des Platzmangels steigt das Risiko, dass die Tiere erkranken, was die Zugabe von Medikamenten, insbesondere Antibiotika, erfordert. Durch die Fütterung entstehende große Mengen von Nahrungsmitteln, Chemikalien und Fischkot wird wieder die Umwelt belastet. Auch mit den Nährstoffen sieht es nicht besser aus. So enthält Lachs aus Aquakultur gerade einmal halb so viel Omega-3-Fettsäuren wie Wildlachs. Zudem werden viele Fischsorten wieder mit Wildfisch gefüttert, was die Nachhaltigkeit erneut in Frage stellt. Im Prinzip ist die Aquakultur nicht anderes als Massentierhaltung unter Wasser (Quelle).

Woher bekomme ich meine Nährstoffe?

Wenn man einmal alle hier genannten Aspekte betrachtet, sollte man auf Fisch gänzlich verzichten. Auch ein weiterer Faktor spielt hier eine Rolle: Die Belastung der Gewässer durch die Einleitung belasteten Wassers aus der Industrie (Quelle), durch Unmengen von Plastikmüll sowie durch die massenhafte und gewissenlose Entsorgung von Munition und Sprengstoff (teilweise mit hochgiftigen Substanzen) auf dem Grund der Nord- und Ostsee (Quelle) ist ein großer Teil des Fischbestands konterminiert ist und stellt ein weiteres gesundheitliches Risiko dar – auch wenn die Schadstoffbelastung eher rückläufig ist und das Gesundheitsrisiko begrenzt ist.

Wer komplett auf Fisch verzichten möchte, weil er sich vielleicht auch aus moralischer Sicht dafür entscheidet, kann die mit Fisch verbundenen Nährstoffe auch anders erhalten. So erhält man ausreichende Mengen Omega-3-Fettsäuren aus Raps-, Walnuss- und Leinöl (wobei Leinöl sogar einen leicht fischig schmeckt). Omega-6-Fettsäuren finden sich in Sonnenblumen-, Distel, Maiskeim- und Sojaöl wieder (Quelle).

Algen enthalten nicht nur genauso viel Anteile an Omega 3, Proteine, Ballaststoffe sowie Carotinoide, sondern sie schmecken darüber hinaus auch sehr nach Fisch (Quelle). Das ist auch kein Wunder, denn der Fisch schmeckt nach Fisch, weil er sich hauptsächlich von Algen ernährt.

Diverse Algensorten sowie die hier erwähnten Öle werden in vielen üblichen Bio- und Supermärkten angeboten. Warum also nicht einfach mal diese Alternativen probieren? Und wer sich damit nicht anfreunden will, kann auch supplementieren. Das mag vielen Menschen nicht natürlich erscheinen. Wenn wir jedoch die Überfischung nicht endlich massiv reduzieren oder gar stoppen, wird es wohl wirklich bald heißen: „Fisch ist aus!“

Hier gibt es ein paar leckere Rezepte, die auf rein pflanzlichen Zutaten basieren:

Ein Beitrag von Frank Woltmann, vegan4future Dänemark und Mitglied im Vorstand vegan4future e.V.